Vier Erkenntnisse zur Förderung von Vernetzung und Digitalisierung aus dem Frühjahr 2020

Welche Auswirkungen aus der COVID19-Pandemie für die kommunalen Verwaltungen in Richtung Vernetzung und Digitalisierung lassen sich im Spätsommer 2020 ausmachen? Im Folgenden finden sich vier kurze Aussagen.

  1. Frischer Wind und neue Begeisterung bei den Kommunen für Digitales
    Die Covid19-Pandemie hat die Würfel neu gemischt. Verursacht durch die auf einmal dagewesene Dringlichkeit mit der Probleme eben schnell gelöst werden müssen, erleben vielerlei totgeglaubte Themen wie die Digitalisierung der Verwaltung gerade wieder eine Renaissance. Waren die zuvor häufig hörbaren Sätze wie »brauchen wir das wirklich?« oder »dieser Trend geht auch wieder vorbei« zum Thema digitale Verwaltung eher ein Zeichen von notorischer Skepsis oder Angst (Quelle auf faz.net) ist als Reaktion auf die Krise eine »zweite Welle« der Anerkennung und vielleicht sogar ein wenig Euphorie bei der digitalen Verwaltung erkennbar. (Quelle auf handelsblatt.com) Die eigens durchgeführte Umfrage unterstreicht diese These zusätzlich, so gibt es kaum noch offen geäußerte Skepsis gegenüber der Sinnhaftigkeit digital angebotener Verwaltungsleistungen: So antworteten die große Mehrheit der Befragten wie digital die Verwaltung werden sollen, dass sie jetzt entweder »richtig los legen wollen« , »schon sehr weit sind«, oder allerlei Barrieren vorfinden: »wir wollen ja, aber können einfach nicht«
  1. Ein weiteres Indiz ist Reichweite, so haben es Digitalprojekte wie »Palim Palim« der Stadt Bühl bis in die Tageschau geschafft. Kurz gesagt, digital hilft. Bereits heute und bereits als Digitalisierungskatalysator für Verwaltungen in Baden-Württemberg. (Quelle auf digitalakademie-bw.de)
  2. Digitalkonferenzen vs. Präsenzveranstaltungen
    Ein wichtiges Werkzeug für die Verbreitung von Innovationen sind Austausch- und Vernetzungsveranstaltungen. Bisher standen auf diesen Konferenzen neben den Inhalten vielmehr Networking und Pflegen sowie das Knüpfen neuer Kontakte im Vordergrund. Von gestern auf heute wurden Tagungen abgesagt, Videokonferenzen organisiert und in den Cyberspace verlegt und Homeoffice über Nacht verordnet. Während Großveranstaltungen im Jahr 2020 noch weiterhin in weiter Ferne erscheinen, entstehen viele digitale Veranstaltungsformate. Die Erkenntnisse aus zwei durchgeführten Innovationsveranstaltungen für die öffentliche Verwaltung in Baden-Württemberg mit insgesamt 270 Teilnehmern im Frühjahr 2020 sind eindeutig:
    1. Networking und neue Kontakte machen auf Tagungen lassen sich bisher kaum ins Digitale übertragen
    2. Die Bedarfe kommunaler Mitarbeiter unterscheiden sich im Hinblick auf den eigenen Wissens- und Kenntnisstand und somit auch die Erwartungen an Veranstaltungen deutlich.
    3. Digitale Veranstaltungen benötigen ein sorgfältiges Drehbuch und viel Zeit für Technikvorbereitung. Man muss also erst zum metaphorischen Automechaniker werden, um das Auto der Konferenzteilnehmer zu prüfen, damit sie zur Konferenz anreisen können.
    4. Für die Teilnehmenden sind virtuelle Veranstaltungen ressourcenfreundlich. Man spart Zeit, Kosten, Schadstoffemissionen und kann sich die einzelnen Themenpunkte nach eigenem Interesse einplanen und kann diese einfacher in den normalen Tagesablauf z.B. im Homeoffice integrieren.
  3. Digital kennt keine Grenzen!
    »Baden-Württemberg ist Vorbild bei der kommunalen Digitalisierung« sagte ein österreichischer Kollege vor der Veranstaltung. Mit diesen Vorschlusslorbeeren galt es geplante Veranstaltung in den virtuellen Raum zu verlegen und damit ein neues Format zu erschaffen. Der Andrang war groß – mit knapp 300 angemeldeten Teilnehmern und 150 aktiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist ein Pilot als sechsstündige Konferenz entstanden. Die Idee war es Experten und Fachwissen rund um den Bodensee zu vereinen und die Internationalität der Region mit unterschiedlichen Facetten und Kulturen beim Thema Innovationen widerzuspiegeln. So gab es nicht dieses eine Thema der Konferenz, sondern viele verschiedene Fragestellungen von der smarten Berggemeinde bis zum Testfeld für autonome Fahrzeuge in der Stadt.
    Das Tagungsprogramm wie auch die Herausforderungen der Kommunen sind vielfältig und reichten von Mobilität, Wohnraumnot, Digitalisierung zu Klimaschutz, Resilienz und Krisenmanagement. Alles im Bezug zur Region Bodensee. Geplant wurde die Veranstaltung über Monate hinweg aus einer kleinen Projektgruppe bestehend aus den Verwaltungspolitik aus den drei Ländern, Forschungs- und Wirtschaftspartnern, was dazu beitrug, dass der richtige Mix aus Theorie und Praxis gefunden werden konnte. Um es mit den Worten von Innenminister Thomas Strobl zu sagen: »Miteinander sprechen heißt voneinander zu lernen und sich über die Ländergrenzen hinweg zu vernetzen. Digital kennt keine Grenzen!«
  4. Die Innovationstage als Plattform für Austausch und Wissenstransfer
    Wie geht es weiter? Da kommunale Herausforderungen auch in der Zukunft nicht kleiner werden und Innovationen desto wichtiger werden, bietet es sich an die das Thema Innovations- und Wissensvermittlung weiter im Blick zu behalten. Speziell im Länderübergreifenden Austausch hinweg scheint es mangels bestehender Angebote sinnvoll die Bodenseeregion weiter als Ort des Austausches zu wählen. Wissensvermittlung und Expertennetzwerke sollten als Mischung aus virtueller regelmäßig stattfindender Kurzformate und Präsenzveranstaltung fürs Networking weitergedacht werden. Die Innovationstage als Plattform für Austausch und Wissenstransfer bis zur Verstetigung in internationalen Projekten, die sich über die Plattform anbahnen. So könnte eine Vision für eine Verstetigung mit Beteiligung der verschiedenen Partnern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland lauten.

Kontakt

Herr Steffen Braun
E-Mail-Adresse: Steffen.Braun(@) iao.fraunhofer.de
Leiter der Geschäftsstelle der digitalakademie@bw